Dieter Adelmann

Die Hermann Cohen-Gesellschaft trauert um

Dieter Adelmann

1. Februar 1936 – 30. September 2008

Durch seinen Tod hat die Hermann Cohen-Gesellschaft eines ihrer ausstrahlungskräftigsten und produktivsten Mitglieder verloren. Dieter Adelmann gab einen wesentlichen Impuls zur Gründung unserer Gesellschaft, war von Anfang an Mitglied des Vorstandes und eine unersetzliche Quelle der Inspiration für ihre Aktivitäten.

Seine über 40 Jahre währende Beschäftigung mit der Person und der Welt Hermann Cohens nahm ihren Anfang mit der 1968 in Heidelberg vorgelegten Dissertation Einheit des Bewußtseins als Grundproblem der Philosophie Hermann Cohens. Diese erste Monographie über Cohen aus der Nachkriegszeit beginnt mit einer „kurzen Rekapitulation des Herganges, in dem die Marburger Philosophie zwar verdrängt, aber nicht,überwunden‘ wurde“ und findet ihren Abschluss unter dem Titel „Frieden ist die Sehnsucht der Vernunft“.
Friede – das ist für den Verfasser der zusammenfassende Ausdruck für das, was im Problem einer „Einheit des Bewusstseins“ zur Verhandlung steht.

Als systematisches Grundproblem Hermann Cohens erscheint das „Motiv der Menschheit“. Der „tragische Grundzug aller bisherigen Weltgeschichte“, den Cohen als ein „Leiden am Menschen“ angesprochen hatte, findet nach Dieter Adelmann seinen Grund darin, dass die Menschen sich selbst in ihrem Menschsein nicht kennen. Von diesem Bewusstsein getragen, entwickelte er eine erstaunliche Fähigkeit, das Menschliche in all seinen Hervorbringungen und Schwächen zu sehen und zu lieben, eine Fähigkeit, von der alle, die ihm begegnet sind, tief berührt waren.

Seine Sorge um die durch die Tragik der Weltgeschichte bedrohten Wissenstraditionen führte ihn schließlich zu einem umfassenden Versuch, die Welt der im 19. Jahrhundert begründeten „Wissenschaft des Judentums“ zu rekonstruieren, der auch Hermann Cohen als jüdischer Denker angehörte. Dies geschah im Geiste dessen, was sich Dieter Adelmann immer deutlicher als die eigentliche Bedeutung jener „Negation der Privation“ aufdrängte, die sich wie ein roter Faden durch Cohens Philosophie hindurchzieht. Es ging ihm um den, wie er es nannte, „Widerstand gegen das Verschwinden“, um ein Nein zu dem Gesetz der fortschreitenden Vernichtung von Wissen und Gehalt. Die Hermann Cohen-Gesellschaft wird im Sinne unseres Freundes versuchen, etwas von diesem Widerstand in ihrer weiteren Arbeit wachzuhalten.

Sein Nachlass befindet sich im Universitätsarchiv Potsdam und wird derzeit bearbeitet
http://www.ub.uni-potsdam.de/projekte/adelmann.php

Contact: info [at] hermann-cohen-gesellschaft.org