Prof. Dr. Francesca Yardenit Albertini

Die Hermann Cohen-Gesellschaft trauert um

Prof. Dr. Francesca Yardenit Albertini
20. Mai 1974 – 27. März 2011

Die mit nur 36 Jahren viel zu jung verstorbene Francesca Yardenit Albertini beeindruckte durch ihre große Begeisterung für die Auseinandersetzung mit der jüdischen Religionsphilosophie, welche auf Andere überaus anregend und ansteckend wirkte. Nicht zuletzt in ihrer Tätigkeit als ordentliche Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Potsdam, verstand sie es, diese Leidenschaft in ihren Studenten zu erwecken. Getreu dem Kantisch-aufklärerischen ‚Sapere aude‘ ermutigte sie diese immer wieder, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und neue Ansätze zu verfolgen. Dabei verblieb ihre Betreuung nicht auf einem rein akademischen Niveau. Vielmehr nahm sie voller Empathie am Leben der Anderen teil.
Ihr kurzes aber intensives akademisches Schaffen war nicht nur von einem breitgefächerten philosophischen und philologischen Wissen, sondern vor allem auch von der Fähigkeit zu kultur- und epochenübergreifendem Denken geprägt, welches ihr neue Perspektiven auf die Quellentexte ermöglichte. Dies zeigt sich deutlich in zahlreichen Veröffentlichungen, welche über die Auseinandersetzung mit Hermann Cohen in ihrer Dissertation Das Verständnis des Seins bei Hermann Cohen. Vom Neukantianismus zu einer jüdischen Religionsphilosophie zu den mittelalterlichen religionsphilosophischen Texten des Judentums führen. Hier spielte für sie zuvor für Cohen Maimonides eine zentrale Rolle, wie ihr Werk Die Konzeption des Messias bei Maimonides und die frühmittelalterliche islamische Philosophie verdeutlicht. Die Betrachtungsweise der mittelalterlichen Texte orientiert sich dabei nicht nur an den Maximen und Themen der Cohenschen Philosophie. Vielmehr wird sie ebenfalls von dem Schaffen der Denker des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau inspiriert und will nicht zuletzt auch auf Grundlage philologischer Untersuchungen, die Einflüsse des arabisch-islamischen Denkens auf die Religionsphilosophie des jüdischen Mittelalters aufzeigen. Auch ihr jüngstes Projekt bewegte sich in diesem Rahmen: es war der philologisch und philosophiehistorisch basierten Untersuchung der Konzeption des Messias bei den Karäern des frühen Mittelalters gewidmet. Dabei führte ihre unermüdliche Suche nach entscheidenden Quellentexten über Archive in Kairo, Beirut, Jerusalem sowie Cleveland.
Francesca Yardenit Albertini wird von allen, die sie kennenlernen durften, schmerzlich vermisst werden. Der Vorstand der Hermann Cohen-Gesellschaft dankt Frau Dr. Beate Sayed für die Abfassung dieses Nachrufs.

Contact: info [at] hermann-cohen-gesellschaft.org